Die Kosten für den Ausbau von erneuerbaren Energien sollen in Zukunft gerechter verteilt werden. Das teilte die Bundesnetzagentur am Freitag mit. In der Folge könnten Netzentgelte sinken – und damit die Strompreise für private Haushalte.
Im Norden machen hohe Netzgebühren den Strom für Verbraucher teuer. Im Vergleich zahlt Schleswig-Holstein zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bundesweit die höchsten Entgelte für die Stromnetze. Und das, obwohl es einen vergleichsweise starken Ausbau von erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarstrom gibt. Doch genau darin liegt das Problem. Wegen des starken Ausbaus müssen zur Einspeisung des Stroms entsprechend viele Netze gebaut werden. Das treibt die Kosten für Netzbetreiber in die Höhe – und damit den Strompreis.
Müller: “Entlastung wird solidarisch finanziert”
Doch das soll sich jetzt ändern. Für Stromkunden im Norden zeichnet sich ein Ende der Benachteiligung durch besonders hohe Netzentgelte ab. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat dazu am Freitag ein Konzept vorgestellt. Demnach sollen die Kosten künftig gerechter auf alle Stromkunden in Deutschland umgelegt und Regionen mit hohen Netzentgelten entlastet werden. “Diese Entlastung wird solidarisch finanziert”, sagte Müller. “Damit stärken wir die Akzeptanz der Erneuerbaren und der Energiewende vor Ort.”
Einsparungen von bis zu 120 Euro
Für stark belastete Regionen bedeutet der Vorschlag konkret, dass die Netzentgelte nach den aktuellen Plänen voraussichtlich um drei bis vier Cent pro Kilowattstunde sinken. Ein durchschnittlicher Haushalt, der im Jahr rund 3.500 Kilowattstunden verbraucht, könnte demnach rund 120 Euro einsparen. Andere Regionen mit aktuell niedrigeren Entgelten müssten künftig mehr zahlen.
Aktuell gibt es bei den Entgelten laut Bundesnetzagentur bundesweit starke Unterschiede. In einigen Gebieten, vor allem im Nordosten, betragen die Entgelte bis zu 15 Cent je Kilowattstunde. In anderen Regionen, zum Beispiel im Westen des Landes, liegen sie bei 5 Cent und weniger. Die Netzentgelte machen im Schnitt zwischen 20 und 25 Prozent der Stromkosten für private Haushalte aus.
Regelung soll frühestens Anfang 2025 in Kraft treten
Der Vorstoß der Bundesnetzagentur ist ein erster Vorschlag. In den kommenden Monaten wird der Vorschlag mit Vertretern von Bund, Ländern, der Branche und Wissenschaft breit diskutiert. Bis Anfang 2024 können Vorschläge eingebracht werden. Ende des Jahres soll die endgültige Regelung dann stehen. Sie könnte zum 1. Januar 2025 in Kraft treten.
Spürbare Entlastung ab 2025 erwartet
Schleswig-Holsteins Umweltminister, Tobias Goldschmidt (Grüne), sagte: “Der heutige Tag ist ein wichtiges Etappenziel auf der Strecke hin zur mehr Kostenfairness und Verteilungsgerechtigkeit bei der Energiewende.” Es sei ein guter Anfang, den die Bundesnetzagentur auf den Weg gebracht habe. Zugleich erinnert Goldschmidt daran, dass Schleswig-Holstein die Reform immer wieder gefordert habe. Sein Haus werde sich nun intensiv an den Beratungen beteiligen. “Schleswig-Holstein ist Energiewendeleistungsträger. Das muss sich auch in der finalen Reform niederschlagen.”