Auch drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie hat die EU Schwierigkeiten, sich auf koordinierte Maßnahmen zu verständigen. Das macht die verklausulierte Entscheidung zu Testempfehlungen für Reisende aus China einmal mehr deutlich.
Auf eine verbindliche Testpflicht für Reisende aus China konnte sich die EU nicht einigen. Im Abschlusspapier wird nur etwas verklausuliert von einer nachdrücklichen Empfehlung gesprochen, was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Europäische Union auch drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie Schwierigkeiten hat, sich auf koordinierte Maßnahmen zu verständigen.
Einige Staaten wie Italien, Frankreich oder Spanien werden strenge Einreisebestimmungen für chinesische Flugpassagiere haben, andere wie Österreich oder Belgien wohl eher darauf verzichten.
Nur ein gemeinsames Handeln ist sinnvoll
Das weckt Erinnerungen an die Zeit, als die Corona-Regeln in der EU von Land zu Land verschieden und für Reisende schwer zu überblicken waren. Und auch jetzt würde nur ein gemeinsames Handeln sinnvoll sein, denn aus China kommende Reisende können beispielsweise über Länder mit weniger strengen Regeln ungetestet nach Frankreich oder Italien fahren.
Dort hat man große Sorgen, dass aus der Volksrepublik neue Virusvarianten nach Europa gelangen könnten. Verständlich: Seitdem die chinesische Führung am 7. Dezember abrupt ein Ende ihrer umstrittenen Null-Corona-Politik verkündete, steigen die Infektionszahlen rasant an.
Kritiker einer Testpflicht argumentieren mit dem hohen Immunitätsniveau in Europa, und dass hier alle Varianten, die sich in China so rasant ausbreiten, bereits vorhanden seien. Aber wo sich sehr viele Menschen anstecken, wie jetzt in China, kann es zu Mutationen kommen, die den derzeit grassierenden Omikron-Rahmen sprengen und im schlimmsten Fall Corona wieder sehr viel gefährlicher machen.
Ungewissheit macht das Virus gefährlicher
Deshalb sollte Vorsicht angebracht sein. Es wäre daher wünschenswert gewesen, man hätte sich gestern auf mehr Konkretes geeinigt, als auf eine Maskenpflicht und darauf, dass man das Abwasser der Flugzeugtoiletten untersuchen will.
Umso mehr, als wir nicht wirklich wissen, was in China passiert. Es gibt keine genauen Zahlen, weil Peking nur wenige Informationen veröffentlicht. Was man weiß, ist, dass Anfang 2020 Meldungen über das damals neue Coronavirus nur sehr klein dosiert und verzögert weitergegeben wurden.
Wirtschaft leidet unter der Corona-Welle in China
Das war genauso schwer zu verstehen, wie die Haltung der chinesischen Behörden jetzt, das Angebot der EU für kostenlose Impfstoffspenden auszuschlagen. Denn das trifft die chinesische Bevölkerung, in der nach Angaben Pekings bisher nur 57,9 Prozent der Erwachsenen eine Auffrischungsimpfung erhalten haben. Dazu kommt, dass die wirtschaftlichen Folgen einer neuen Corona-Welle sich nur ahnen lassen.
Wenn in China Fabriken und Häfen schließen müssten, weil Hunderte Millionen Beschäftigte krank sind und damit die Lieferketten wieder zusammenbrechen, würden in jedem Fall weltweit die Preise für Rohstoffe und Produkte weiter in die Höhe schießen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, es seien erst 40 Prozent der Bevölkerung geimpft.