Saturday, July 27, 2024
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Ukraine-Krieg: Bayerische Staatsoper sendet musikalischen Gruß nach Kiew



Zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine hat die Bayerische Staatsoper einen musikalischen Gruß nach Kiew geschickt. Außerdem wurde die Ballettvorstellung „Jewels“ den Menschen in der Ukraine gewidmet.

Es sind vier Minuten und ein paar Sekunden, die zu Herzen gehen: Anlässlich des ersten Jahrestags des russischen Überfalls auf die Ukraine hat die Bayerische Staatsoper am Freitag (24. Februar 2023) einen „musikalischen Gruß“ an das angegriffene Land veröffentlicht. Begleitet am Flügel von Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski singen in diesem Film die Solistinnen und Solisten der nächsten Premiere „Krieg und Frieden“ ein ukrainisches Volkslied („Ein Kosakenlied“). In den fünf Strophen verabschiedet sich ein Mann von seiner Frau, da er die Landesgrenze verteidigen muss:

Ukraine-Krieg: Solisten der Staatsoper singen ein ukrainisches Volkslied

„Ringe deine weißen Hände nicht, lass deine braunen Äuglein nicht weinen, erwarte mich als Sieger nach dem Krieg.“ Der Text stammt vom ukrainischen Dichter und Philosophen Semen Klimowski, der im 18. Jahrhundert im Charkower Kosakenregiment diente. Unter dem Titel „Schöne Minka“ war das Lied zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland sehr populär.

Bayerisches Staatsballett: „Jewels“ wird am Jahrestag des Kriegsbeginns der Ukraine gewidmet

Zudem gedachten Staatsoper und Staatsballett am Freitagabend im Nationaltheater des Krieges in Osteuropa. Vor der Vorstellung des Balletts „Jewels“ betonte Intendant Serge Dorny die Solidarität mit der Ukraine. Zugleich machte er laut vorab verbreitetem Manuskript darauf aufmerksam, dass es nicht nur das „Russland Wladimir Putins“ gebe, sondern auch „das Russland von Tolstoi und Prokofjew, von Tschechow und Tschaikowsky, von Puschkin und Mussorgski, von so vielen anderen großen Schöpferinnen und Schöpfern, Künstlerinnen und Künstlern“. Die Entschlossenheit bei der Unterstützung des angegriffenen Landes ist „für uns eine Pflicht der Menschlichkeit und eine Pflicht der Solidarität – der Solidarität der Völker, der europäischen Solidarität. Es geht um die Verteidigung unserer so wertvollen und fragilen Werte: Freiheit und Frieden.“ Dorny und Ballettdirektor Laurent Hilaire widmeten dann die „Jewels“-Aufführung am Jahrestag des Kriegsbeginns den Menschen in der Ukraine als ein „Zeugnis europäischer Brüderlichkeit und der unablässigen Unterstützung der Bayerischen Staatsoper“. Jurowski, der 1972 in Moskau geboren wurde, dirigierte am Pult des Staatsorchesters die ukrainische Nationalhymne sowie das Finale des letzten Satzes der neunten Symphonie Ludwig van Beethovens.

Dorny verbreitete zudem am Freitag eine Erklärung, in der er erläutert, warum die Staatsoper an der Premiere von „Krieg und Frieden“ am 5. März 2023 festhält: „Wäre es nicht absurd, die ganze russische Musik, die ganze russische Kultur aus unseren Sälen zu verbannen? Dennoch ist das Dilemma offensichtlich: Spielt man russische Musik, unterstützt man Putins Propaganda, sagen die einen. Spielt man keine russische Musik, bestätigt man das Bild des russlandfeindlichen Westens und unterstützt damit ebenfalls Putins Propaganda, sagen die anderen.“ Ein Problem, räumt der Intendant ein. Dennoch hätten er und Jurowski entschieden, Prokofjews Oper nach Tolstois Roman zu spielen – „gerade jetzt“. Es gelte schließlich, „die Relevanz der Kunst ständig neu zu stärken. Die Aktualität dieses Werks wird zeigen, welche gesellschaftliche Bedeutung Oper heute hat.“

Im ukrainischen Volkslied, das die Künstlerinnen und Künstler am Jahrestag des Kriegsbeginns interpretierten, fordert die verlassene Frau in einer Strophe von ihrem Mann: „Du sollst am Leben bleiben, mein Lieber, alles andere ist unwichtig.“ Und dem ist nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen.

Quelle : Merkur

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